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Burnout: Warum ‚ein Ruhetag‘ oft nichts bringt Teil II


Um nochmal auf die wohlgemeinten Tipps ‚ Ruhetag einhalten‘ oder ‚Pausen machen‘ zurückzukommen:

Wie ich es schon im letzten Artikel verdeutlich habe, ist es ab einer gewissen Stufe des Burnout-Prozesses durchaus sehr wichtig, einem gestressten Körper und einer gestressten Psyche Erholung zu gönnen, damit sich das übersteigerte Stresssystem im Körper wieder beruhigen kann.

Allerdings fördert dies eher mehr Frust als es hilft, wenn nicht gleichzeitig die Muster verändert werden, die es so schwierig machen, das eigene Verhalten – welches zu übersteigerter Arbeit oder Aktivität und zum ‚fehlendem Grenzen-setzen können gegen sich selbst‘ führen – verändert werden:

Nehmen wir einmal an, im Vertrag ist eine 40 Stunde-Woche vereinbart und mit Erfüllen dieser 40 Stunden wandert am Ende des Monats automatisch der Lohn oder das Gehalt auf das Konto. Damit würde es also reichen, nach genau 40 Stunden den Hammer oder die Akten oder das Telefon oder Sonstiges fallen zu lassen und nach Hause zu gehen.

Burnout-Gefährdete tun das aber meistens nicht: sie arbeiten nach Feierabend dann nochmal eben das ab, was noch liegen geblieben ist, nehmen sich Arbeit mit nach Hause, sind allzeit bereit, wenn sie gefordert werden, übernehmen die Arbeit anderer zusätzlich in ihr Arbeitspensum (‚weil es sonst nicht läuft‘), fühlen sich für alle Fehler selbst verantwortlich, bürden sich immer wieder Zusatzarbeit auf und möchten ihre Arbeit ‚eben sehr gut machen‘ usw., usw.

Es drängt sich gleich ein ‚warum tun sie das?‘ auf und das führt mich zum Thema ‚Sinnhaftigkeit Allzweckwaffe Ruhetag‘:

Viele Burnout-Gefährdete oder -Erkrankte tun dies, weil dies zusätzliche Bedürfnisse erfüllt, die weit, weit über das Geldverdienen hinausgehen und geraten genau durch dieses Verhalten in einen Burnout. Wichtig zu betonen ist, dass vielen Burnout-Erkrankten diese Bedürfnisse keineswegs bewusst sind und dass das ehrliche Eingestehen dieser Zusammenhänge auch sehr viel Mut erfordert.

Um aber zurück zum Thema ‚nehmen Sie einen Ruhetag pro Woche‘ zu kommen:

Raten Sie mal, was passiert, wenn der Betroffene sich vorher sieben Tage die Woche diese Metabedürfnisse über seine Arbeit erfüllen konnte und jetzt auf einmal 1/7 dessen‘ streichen soll, weil er einen Tag Auszeit nehmen soll?

Ich denke, sie kennen die Antwort schon: es wird genau das Gegenteil von Ruhe und Erholung eintreten, weil der Betreffende es unbewusst als Strafe wahrnehmen wird, wenn diese Bedürfnisse nun weniger erfüllt werden und in verstärktem Stress geraten. Denn durch den Behebungsversuch der körperlichen Erschöpfung hat er nun psychisch ein neues Problem wegen mangelnder Bedürfnisbefriedigung geschaffen. Damit wird der Burnout-Gefahr nicht entgegengewirkt, sie wird in diesen Fällen den Stress verstärken, weil ein neues Frustrationsproblem entsteht.

Die Kunst besteht also darin, zu erkennen, was genau es ist, was die Ursache von Verausgabung und Erschöpfung tatsächlich ist und sie dann zu verändern.

©Nicole Teschner – 2013

Bild: ©Robert Mobley photoxpress.com

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