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Was Sie über Panikattacken wissen sollten und warum Panikattacken auch auf einen Burnout hinweisen k


photo-copyright Alexey Klementiev, photoxpress.com

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Raus aus der Panikspirale – es lohnt sich!

Je länger ein Mensch unter Panikattacken gelitten hat, – insbesondere, wenn diese unberechenbar unspezifisch und häufig auftreten (sich also inzwischen eine  vollständige Panikstörung gebildet hat), desto mehr Energie erfordert es natürlich, um aus der gelernten Panikspirale und dem Angst-Kreislauf wieder herauszukommen.

Daher ist es unbedingt wichtig, so früh wie möglich zu akzeptieren, dass die Ärzte recht haben könnten, dass keine körperliche Ursache zu finden und der Ursprung in der eigenen Psyche zu suchen ist: also nach bestehenden, unbearbeiteten und oft unbewussten Konflikten oder länger andauernden oder traumatischen Belastungen zu forschen ist.

Natürlich mag es zunächst schwierig erscheinen, diese Suche anzutreten. Dennoch lohnt es sich sehr, dem Kreislauf wieder zu entkommen, denn

  1. im Gegensatz zu definitiv unheilbaren Krankheiten ist die Prognose einer Panikstörung bei guter Mitarbeit und guter Therapie sehr gut. D. h. es gibt viele Beispiele von Betroffenen, die sich aus einer solchen Störung komplett wieder herausgearbeitet haben und irgendwann einen guten, oft sogar verbesserten normalen Lebenszustand erreicht haben – frei von Panikanfällen. Andere schwerwiegende Krankheiten haben keine vergleichbar gute Prognose und so sollte es doch enorm motivieren, sich auf den ’Rückweg’ aus dieser Störung zu machen!

  2. viele Ex-Betroffene sagen sogar rückbetrachtend nach der Überwindung ihrer Panikstörung, dass diese sich für sie – trotz allem – als ein großes Geschenk erwiesen hat: denn ohne diese Zäsur wären sie niemals angefangen, ihr Lebens zu sortieren, zu verändern, unbearbeitete Konflikte in Angriff zu nehmen oder sich längst fälligen Themen zu stellen. Und diese Menschen sind sich sehr wohl dessen bewusst, dass sie statt der Panikstörung langfristig auch ganz andere Notbremsen hätten bekommen können – dann jedoch mit sehr viel schwerwiegenderen Konsequenzen, wie z. B. einem Herzinfarkt…

  3. es zählt jeder Tag, um sich einer Panikstörung zu stellen: denn je länger eine solche Störung besteht, desto langwieriger ist natürlich der Prozess, um sie wieder loszuwerden. Insbesondere dann, wenn es erst einmal zu einem vollständigen sozialen Rückzug gekommen ist, die Vermeidung von alles und jedem und die enorme Hilfsbedürftigkeit als unumstößliche Tatsachen im Denken und Verhalten verankert sind, erfordert es sehr viel mehr Kraft, um eine Panikstörung zu überwinden (dennoch ist dies sehr gut möglich!). Deswegen gilt: je eher sich Betroffene damit intensiv auseinandersetzen, um die Störung zu überwinden, desto leichter!

  4. mit fortschreitender Symptomatik können sich außerdem weitere ungute Phänomene einschleichen: vollständige Antriebslosigkeit (’klappt ja doch nicht‘), Selbstzweifel und Schuldgefühle gegenüber denjenigen, die einem helfen müssen, damit man überhaupt zurecht kommt. Oft gesellt sich dann zur Panikstörung auch noch eine Depression.

  5. da es sich um ein er-lerntes Verhalten handelt, kann es auch wieder ver-lernt werden (auch wenn die Störung schon länger besteht). Die Voraussetzung ist, dass die Ursachen für die anfangs aufgetretenen Panikattacken bearbeitet, verarbeitet, verändert oder abgestellt werden (z.B. Problemkontexte, die einen erhöhten Stresslevel verursachen).

Somit sollte das erste Ziel also die liebevolle Akzeptanz der Tatsache sein, dass die eigene Psyche die Ursache für die auftretenden Panikattacken ist (nachdem körperliche Ursachen natürlich ausgeschlossen wurden!).

Der zweite Schritt besteht daran, sich auf die Suche zu machen, was nun Ursache(n) oder Auslöser für die Panikattacken bzw. Panikstörung sein könnte(n):

Und hier ist quasi alles in Betracht zu ziehen, was das Gehirn so sehr stresst oder gestresst hat oder an traumatische Vorerfahrungen erinnert (- auch wenn das die Suche nicht unbedingt vereinfacht):

  1. So könnte z.B. die erste aufgetretene Panikattacke – vielleicht auch nur marginal – an sehr emotional belastende Erfahrungen der Kindheit (oder allgemein der Vergangenheit) erinnert haben, die nicht verarbeitet wurden, aus emotionalem Schutz verdrängt wurden oder schlichtweg nicht mehr erinnert werden (oder nur noch bruchstückhaft, indem man z.B. immer wieder eine gewisse Farbe wahrnimmt, einen Geruch, ein Geräusch oder ein Bild, welche direkt auf die damalige Situation hinweisen).

  2. Auch Traumata können die Ursache von Panikattacken sein: 50% der Patienten, die eine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln, entwickeln auch Panikattacken! Bedenken Sie auch, dass für Kinderseelen sehr viel ‘geringere’ Auslöser traumatisch gewirkt haben könnten: z.B. der erste Kindergartentag ohne ’Mama’, ein Unfall in der frühen Kindheit etc.


Auch könnten die auftretenden Panikattacken eine unbewusste Schutzreaktion sein, um eine ‘körperliche Ausrede’ zu haben, um notwendige Veränderungen nicht machen zu können (müssen): Veränderungen, denen man sich dann unbewusst nicht gewachsen fühlen würde, zu denen man sich unbewusst genötigt fühlt, die man unbewusst ablehnt oder für die man glaubt, keine Kraft und Nervenstärke zu haben (z.B. eine Hochzeit einzugehen, den Partner mit einer Trennung zu konfrontieren oder sie selbst zu bewältigen, einen neuen Job mit Beförderung anzutreten etc.).

  1. Die auftretenden Symptome könnten ebenso darauf aufmerksam machen, dass man schlichtweg ‘auf dem (emotionalem) Holzweg’ ist – also erst einmal innehalten und sortieren muss: etwas bildlich erklärt wäre die Panikstörung dann der Ausdruck des Krieges zwischen Kopf und Herz: da der Kopf nicht auf die Regungen des Herzens hört und sich permanent über die Wünsche des Herzens hinwegsetzt, koaliert das Herz schließlich mit dem Körper, um sich trotzdem durchzusetzen. Mithilfe der massiven körperlichen Reaktionen werden ab sofort sämtliche Versuche des Kopfes durch ‘körperliche Indisponiertheit’ torpediert, die entgegen der Regungen des Herzens sind.

  2. Und der kleine Zwillingsbruder der letzten beiden ist, dass Panikattacken verhindern könnten, verdrängte Gefühle ins Bewusstsein kommen zu lassen, die schmerzhaft sind oder unterdrückt werden und bei bewusstem Fühlen zu einer Veränderung der Einstellung und gegenwärtigen Lebensverhältnisse zwingen würden. Auch starke, unbewusste Ängste, wie  z.B. enorme (unbewusste) Versagensangst, große Existenzangst, Angst vor neuer, erhöhter Verantwortung usw. sind prädestiniert Panikattacken auszulösen.

  3. Eine der sicherlich schwierigsten Erkenntnis ist die, dass Panikattacken deswegen bestehen, weil es einen heimlichen Gewinn gibt: z.B. eine längst fällige Trennung vom Partner nicht machen zu können, weil man ja ohne Partner nun nicht mehr zurechtkommen würde, dass sich der Partner wegen der Hilfsbedürftigkeit seines Panik-Partners nicht trennen kann, man sich durch Trennung mit Problemen wie Angst vor dem Alleinsein oder der Kränkung des Partners und der Suche nach einem neuen Partner auseinandersetzen müsste usw. Aber es könnte so auch unbewusst verhindert werden, dass man die berufliche Karriereleiter weiter empor-‘katapultiert’ würde…

  4. Und ‘last-but-not-least’ könnten Panikattacken ein Indiz für einen handfesten Burnoutprozess sein: denn anhaltender chronischer Stress, chronischer Ärger oder anhaltende Gefühle persönlicher Bedrohung (wie sie in einem Burnout-Prozess auftreten) führen zu verstärkter Freisetzung des Neurotransmitters Noradrenalin. Ausgehend vom Locus coerulus im Gehirn sorgt diese verstärkte Noradrenalin-Freisetzung im Frontalhirn für zunehmend verstärkte Wachsam- und Ängstlichkeit (besonders bei starken unbewussten oder sogar realen Ängsten, wie z.B. der Angst zu versagen oder die Existenz zu verlieren usw.): dadurch wird letztendlich der Sollwert für bedrohlich-einzustufende Reize und auszulösende panische Reaktionen (Panikattacken) so weit nach unten verschoben, dass plötzlich schon minimale, subtile Ängste oder Frustrationen oder etwas stärkere Reize – wie z.B. ein Bedrängungsgefühl im Fahrstuhl oder zu viel Koffein – vom Gehirn als ‘stark bedrohlich’ gewertet und mit intensiver Panik beantwortet werden. In dieser Sollwert-Veränderung als Folge lang anhaltender Belastung (Stress) mit anschließender Entwicklung von Panikattacken kann man also die Querverbindung zu einem Burnout ziehen. Und die Bildung von Panikattacken ist dabei sogar als sehr glücklich zu betrachten: denn so wird der Körper bereits – wie in einem letzten Aufbäumen – vor dem  klassischen, absoluten Lähmungszustand eines Burnouts aus dem Verkehr gezogen, damit er sich erholen muss!

Die Ursachen für Panikattacken können also individuell ganz verschieden sein!

Bei der Suche der Ursachen nach obiger Liste gibt es noch einen ganz wichtigen Punkt zu beachten:

Sollten Sie ein Betroffener sein und bei einem der Punkte spontan gedacht haben: ‘Quatsch! Das ganz und gar nicht!’ (oder ähnlich), dann sollten Sie diesen Punkt für sich besonders unter die Lupe nehmen: es könnte sich nämlich genau um Ihren blinden Fleck handeln, der Ihren Körper dazu veranlasst, Ihnen Panikattacken zu senden, damit Sie dort endlich einmal hinsehen…;)

Doch ganz gleich welche der Ursachen nun in Betracht kommen:

  1. Um aus einer Panikspirale wieder herauszukommen, ist es wichtig, mit Spezialisten die Ursachen zu ergründen und integrierend zu bearbeiten. (Bei Traumata oder einer Posttraumatischen Belastungsstörungen sollten spezielle Traumatherapeuten zu Rate gezogen werden, damit erst das Trauma bearbeitet wird, bevor mit einer Verhaltenstherapie (s.u.) begonnen werden kann).

  2. Erst danach sollten – falls nötig – Lebensanpassungen vorgenommen werden!

  3. Eine zusätzliche medikamentöse Stützung kann mit einem behandelnden Arzt begonnen werden. Dies ist in schweren und bereits lange chronischen Fällen sogar mitunter erfolgversprechender.

  4. Und im letzten Schritt sollten Betroffene sich nach Auseinandersetzung mit den Ursachen verhaltenstherapeutisch helfen lassen, um das lang etablierte Vermeidungsverhalten wieder zu verlernen und Schritt für Schritt wieder Vertrauen in die eigenen Körperfähigkeiten zu bekommen.

Dies insgesamt kann letztendlich zum angestrebten Ziel führen: ein Leben ohne Panik!

Ó Nicole Teschner, 2013

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